4:00
Irgendwann nachts bin ich aufgewacht. Etwas war anders auf dem Schiff. Komisch.
Ach ja. Das Grollen fehlt, die Maschine ist aus. Wir sind in Caucedo.
7:15
Brückenbesuch. Nicht ganz Caucedo, wie schon vorher klar war. Ankunft war für 6 Uhr geplant, also haben wir ab 4 Uhr auf Reede gelegen. Und wie ein Brückenbesuch zeigte, werden wir das auch noch eine Weile tun. Der Hafen ist klein und vor uns noch viele Schiffe.
Zeit für ein Regenfoto.
Sichtweite ca. 5 Seemeilen, um uns rum 8 Schiffe. Wie am Bahnhof: alle warten.
8:20
Wir liegen immer noch.
Wenn wir jetzt loskommen würden, wären es sicher noch mal 2 Stunden bis in den Hafen. 20 Seemeilen fehlen zum Hafen, dazu kommt ein kleines Revier und das Rumgezuppel beim Anlegen. Und dann noch die Hafenbehörden.
Mittagessen gibt es also voraussichtlich noch an Bord.
9:23
Kontrollgang zur Brücke. Gelegenlich gibt es auf dem Annäherungsradar eine Warnmeldung über in unsere Sicherheitszone eindringende Objekte. Tief hängende Regenwolken, die dann manuell identifiziert und als ungefährlich markiert werden.
Ansonsten treiben wir mit einem Knoten im lauen Wind. 1500 Meter nach unten ist der Meeresgrund.
10:40
Der Dritte hat Wache auf der Brücke. Hört Modern Talking und Abba und singt mit. Das hält die Piraten fern…
Und teilt zwischendrinne mit, dass Anlegen nun für 16 Uhr geplant ist. Also doch Mittagessen an Bord. Hier der Plan:
(Breakfast: Cheese Omlet, Lunch: Mushroom Soup, Tender Steak, French Fries, Corn on Cob, Ice Cream, Dinner: Labskaus)
12:50
Tender Steak mit Maiskolben am Stück (und Zahnstochern zum Festhalten) war sehr OK. Danach gab es Eis in robuster Deckung (Sahne in der Sprühdose, Schokososse in Plastikquetchflasche und Kirsch im Glas, alles originalverpackt, auf den Tisch gestellt).
Um uns herum liegen mindestens fünf Containerfrachter, gemeinsam lassen wir uns treiben. Bei einer Seemeile pro Stunde verändert sich die Lage nicht.
14:25
Die MSC Colombia belegt unseren Platz, Entfernung lt. AISGPS 11 Seemeilen. Und soll um 16 Uhr auslaufen. Was meint der Prophet Kapitän: “I don’t think so. Maybe another 6 hours.”
Na dann. Vielleicht ist das Wetter bis dahin auch besser. Sicht klart etwas auf.
Wobei: bis dahin ist es dann Nacht. Und nachts will ich nicht ashore. Jedenfalls nicht in dieser Gegend. Und unsere Liegezeit ist auf 12 Stunden angesetzt. Damit bewegen wir uns langsam in ein Zeitfenster, wo Landgang wohl ausfallen dürfte.
Und die Zeitverzögerung? Alles im Plan, sacht der Kapitän. “Panama is fixed, we are booked” meint er und reibt Daumen und Zeigefinger aneinander, “too expensive.”
16:10
Der Zwote meint, dass der Lotse vielleicht um 19:00 kommt. Also kein Landgang. Jedenfalls nicht mehr heute.
Mit Achim eine Krisensitzung in der Offiziersmesse. Eigentlich wollten wir Kaffe trinken, gab aber keinen, der Steward war nicht zu finden. Und fürs “Selber machen” sind wir nicht befugt. Dafür stand ungewöhnlicherweise Topfkuchen rum. Es muß ein Gesetz geben, dass bei Atlantikquerungen Topfkuchenbacken verboten ist.
Stay tuned for coming announcements.
18:15
Etwas rumpelt im Schiff. Beim dritten Versuch springt die Maschine an. Es geht los nach Caucedo.
18° 8,251’ N 69° 35,881’ W (58ft)